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Dr. Dannhauser zum DCC-Vorsitzenden gewählt

Fachvortrag zu stark anschwellender Cyber-Kriminalität in Wirtschaft und Verwaltung

Herford den

Fast 40 Teilnehmer zählte die Jahres-Mitgliederversammlung des Daten Competence Center e.V. (DCC), Herford. Neben den anstehenden Wahlen zum Vorstand standen insbesondere zwei Vorträge im öffentlichen Teil der Tagung im Fokus. Mit sichtlicher Freude genoss Kriminalhauptkommissar Peter Vahrenhorst die Spannung im Auditorium, als er über die kriminaltechnische Verfolgung von Straftaten berichtete, die ihren Anfang im Darknet oder in gehackten Servern nehmen. Zum anderen berichtete Prof. Dr. Paul Wittenbrink über den zügigen Fortgang der Initiative Zimlog.

Zur Mitgliederversammlung hatte DCC-Geschäftsführer Dr. Olaf Plümer ins zentral gelegene Kassel geladen. Nach begrüßenden und einführenden Worten übernahm KHK Peter Vahrenhorst vom LKA Nordrhein-Westfalen (Düsseldorf) Wort und Führung mit seinem Gastvortrag „Erfolgreich schützen vor Wirtschafts-Cybercrime“.

Wirtschafts-Cybercrime – mehr Umsätze als im Drogenhandel

Vahrenhorst ist Mitglied in einem erst in jüngerer Vergangenheit aufgebauten, 200 Kollegen starken Cyber-Abteilung im Landeskriminalamt. Verstärkt wird die schlagkräftige zentrale Truppe durch bis zu 35 Mitarbeiter starke, regional aufgestellte IT-Spezialistenteams. In Nordrhein-Westfalen leben 18 Millionen Bürger, rund 860.000 Unternehmen sind registriert – auf „Nationen-Ebene“ betrachtet, steht die Gewichtung von NRW in Europa auf Platz 8.

Ohne Berücksichtigung einer Dunkelziffer geben aktuell 53 % der Unternehmen des Landes an, von Cyberkriminalität betroffen gewesen zu sein. Allein diese wenigen, vorgenannten Zahlen machen deutlich, wie hoch einerseits die wirtschaftlichen Schäden und andererseits der Arbeitsanfall für die IT-Spezialabteilung des LKA sind. Noch zum Thema „Schaden“: Nach Schätzungen wird weltweit mit Cybercrime mehr ‚Umsatz‘ erzielt als mit Drogen…

Hohe Dunkelziffer bei IT-Angriffen auf die Wirtschaft

Somit ist Prävention die erste und wichtigste Gegenwehr auf IT-Angriffe. Denn allein in Nordrhein-Westfalen gehen die Strafverfolgungsbehörden „lediglich“ 23.000 Angriffen im engeren plus 57.000 IT-Straftaten im weiteren Sinne nach – man vergleiche dazu die Gesamtzahl an Straftaten in diesem Land in Höhe von 1,4 Millionen! Selbst ist also Mann oder Frau, bzw. in diesem Fall der Unternehmer und seine diesbezüglich bestens geschulten Mitarbeiter, so Vahrenhorst.

Die größten Risikofaktoren sind aus seiner Sicht die zunehmende Vernetzung von Computerkapazitäten, die ja inzwischen auch Heizungsthermostate oder Kühlschränke umfassen. Gemeinsam als Waffe oder Störfaktor eingesetzt, bilden jene eine gewaltige „dunkle Seite“ der Macht. Die – dem Internet und Cloudlösungen sei ‚Dank‘ – vor keiner Landesgrenze mehr haltmacht.

Behörden, Verbände, Industrie und Lehre müssen kooperieren

Vahrenhorst ging besonders auf aktuelle Phänomene des Cybercrime ein: die wirtschaftlich prosperierende „underground economy“ oder die organisierte Kriminalität über „advanced persistant threads“. Bedenklich stimmt die Zahl, dass schlecht gemachte Hacker-Angriffe durchschnittlich erst nach 240 Tagen, die ‚guten‘ hingegen niemals auffallen.

Nach einem Verweis über die aufziehenden Gefährdungen im Zusammenhang mit autonomem Fliegen ab 2018, einem elektronisch tief durchdrungenen Gesundheitswesen und der hoch sensiblen Energiewirtschaft schloss der Ehrengast seinen Vortrag mit dem Hinweis, dass die Bekämpfung von Cyber-Crime immer in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und vertrauensvoller Zusammenarbeit läge.

Zimlog bringt Industrie, Handel und Logistik endlich zusammen

Lang anhaltender Beifall quittierte diese Ausführungen, denen sich Prof. Dr. Paul Wittenbrink (HWH, Karlsruhe) unmittelbar anschloss. Nach einem kurzen Rückblick auf das durch die Logistikinitiative Zimlog Erreichte bei den logistischen Herausforderungen der Möbelbranche konzentrierte er sich auf neu initiierte Pilotprojekte. Dazu gehören solche zum Bestell- und Lieferprozess, zum Entladehelfer-Einsatz, zur Laderaumbörse und zum Datenaustausch mit Spediteuren. Aufmerksam wurde registriert, dass Dr. Wittenbrink explizit dafür dankte, mit der Initiative unter dem Dach des DCC arbeiten zu können.

Der Geschäftsbericht von Dr. Plümer befasste sich mit dem DCC-Wachstum nach Größe und Inhalt sowie der Mitgliederbewegung. Kerstin Richter (Go2B) informierte schließlich über die aktuellen Entwicklungen beim Datenformat IDM, Stefan Wilms (Morphe*) über die Klassifizierung von Möbeln und Fachsortimenten. Hierzu ergänzte Dr. Plümer, dass als nächstes die Übertragung des eCl@ss-Systems auf Nutzer proprietärer Systeme (Mapping) und andere Klassifizierungssysteme anstehen.

Dr. Munzer-Bukhari und André Angermüller verabschiedet

Sicherlich einer der Höhepunkte der Veranstaltung war die Verabschiedung der zwei langjährig hoch engagierten Vorstandsmitglieder Dr. Iris Munzer-Bukhari und André Angermüller (SHD). Mit bewegten Worten dankte Dr. Plümer beiden und übergab eine kleine Aufmerksamkeit.

Der nichtöffentliche Teil widmete sich primär der Öffentlichkeitsarbeit und dem finanziellen Zahlenwerk. Dabei wurden ohne Enthaltungen der Abschluss 2016 und der Haushaltsentwurf des DCC für 2018 einstimmig bestätigt. Nach Austausch zum laufenden Geschäftsjahr und der zu erwartenden Bilanz standen abschließend die Wahlen zum Vorstand im Mittelpunkt des Interesses.

Jeweils einstimmig wurden gewählt: Dr. Michael Dannhauser (Willi Schillig) zum DCC-Vorstandsvorsitzenden, Dirk Fitzke (Nobilia) zum Stellvertreter und Michael Stiehl (Rauch-Möbelwerke) zum Kassierer. Beisitzer bleibt Stephan Wörwag (Der Kreis), neu hinzu stoßen Bernd Hilgenberg von SHD sowie Dr. Martin Ahnefeld von der gleichnamigen Spedition. Mit der Ankündigung einer Vielzahl bereits jetzt fixierter Termin schloss diese überaus spannende Mitgliederversammlung.