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Möbelindustrie in der Pandemie robust

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK) zur wirtschaftlichen Situation der Branche

Bad Honnef/ Herford den

Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK), nannte am 23. August 2021 anlässlich der Jahreswirtschaftspressekonferenz folgende Stichpunkte zur wirtschaftlichen Situation der Branche: die Branche positioniert sich in der Corona-Pandemie robust, das Umsatzplus beträgt 4,3 Prozent im ersten Halbjahr 2021, die Auslandsgeschäfte bringen positive Impulse, verschiedene Materialkostensteigerungen belasten die Branche stark, für das Gesamtjahr 2021 wird der Umsatz stabil auf Vorjahresniveau prognostiziert.

Im Einzelnen führte Kurth aus: Schon im zweiten Jahr in Folge erlebt die deutsche Möbelindustrie coronabedingt einen äußerst volatilen Geschäftsverlauf. Der zweite, mehrmonatige Lockdown seit Mitte Dezember 2020 führte bei unseren Herstellern zu einer massiven Verschlechterung der Auftragslage. Mit der Schließung der Möbelhäuser brach ihnen über Monate hinweg in der ansonsten umsatzstärksten Zeit des Jahres der Hauptabsatzkanal weg.

Öffnungsschritte im Handel brachten Belebung

Viele Unternehmen mussten Kurzarbeit anmelden. Erste positive Impulse gab es dann im Frühjahr mit Lockerungen auf wichtigen Auslandsmärkten wie Österreich. Eine weitere Belebung brachten die Öffnungsschritte im hiesigen Möbelhandel im Mai. Der Nachholbedarf in Sachen Wohnen und Einrichten war spürbar, wenn auch nicht so hoch wie nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr.

Die wieder anziehende Nachfrage stellt unsere Branche gleichzeitig vor große Herausforderungen, denn bei vielen wichtigen Vormaterialien bestehen weiterhin erhebliche Engpässe. Neben Holzwerkstoffen sind unter anderem Metallkomponenten, Beschläge, elektronische Bauteile, Polsterschäume, Bezugsstoffe und Verpackungsmaterialien knapp.

Materialengpässe belasten die Branche

In unserer jüngsten Verbandsumfrage gaben 42 Prozent der befragten Möbelhersteller an, dass sich die Materialversorgung im Juli 2021 gegenüber dem Vormonat weiter verschärft hat und es wegen der Engpässe zu Einschränkungen und Verzögerungen in der Produktion kommt. Die Planung von Kapazitäten wird erheblich erschwert, die Kalkulationsbasis verändert sich massiv infolge der Verteuerung der Vorprodukte. Es ist davon auszugehen, dass die höheren Produktionskosten in der Wertschöpfungskette weitergegeben werden müssen. Zwar setzt unsere Branche alles daran, ihre Lieferfähigkeit sicherzustellen. Dennoch kommt es derzeit aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen in einigen Bereichen zu Verlängerungen bei den Lieferzeiten.

Umsatzplus von 4,3 Prozent im ersten Halbjahr

Von Januar bis Juni 2021 betrugen die Umsätze der deutschen Möbelindustrie rund 8,4 Mrd. € – ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Inlandsumsatz entwickelte sich vor dem Hintergrund der langen Phase der Handelsschließungen mit plus 1,5 Prozent nur leicht positiv. Dagegen konnte der Auslandsumsatz der deutschen Möbelindustrie im ersten Halbjahr 2021 kräftig um 10,6 Prozent zulegen. Das Exportgeschäft profitierte vom rückläufigen Infektionsgeschehen in wichtigen europäischen Exportmärkten, der im Vergleich zu Deutschland früheren Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen, der schrittweisen Rückführung der internationalen Reiseeinschränkungen und dem Handelsabkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Bei der Bewertung dieser Ergebnisse muss allerdings auf die äußerst schwachen Vorjahreswerte verwiesen werden - aufgrund der ersten Pandemiewelle brachen die Umsätze der deutschen Möbelhersteller im ersten Halbjahr 2020 um 10,2 Prozent ein. Der Inlandsumsatz ging damals um 8,6 Prozent und der Auslandsumsatz um 13,4 Prozent zurück. Um einen Vergleich zum Vor-Krisenjahr 2019 zu ziehen: Die Branche liegt im ersten Halbjahr 2021 immer noch um 6,3 Prozent unter dem Umsatzniveau des ersten Halbjahrs 2019.

Kräftiges Umsatzplus für Küchen- und Polstermöbelhersteller

Im Hinblick auf die aktuelle Umsatzentwicklung gibt es erhebliche Differenzen zwischen den einzelnen Segmenten der deutschen Möbelindustrie. Nach Angaben der amtlichen Statistik verzeichneten die Küchenmöbelhersteller einen kräftigen Umsatzanstieg um 16,3 Prozent auf rund 2,8 Mrd. € und wiesen damit eine wesentlich bessere Performance als andere Segmente auf. Einen überdurchschnittlichen Anstieg registrierten auch die Hersteller von Polstermöbeln, deren Umsätze von Januar bis Juni 2021 um 17,5 Prozent auf rund 500 Mio. € zulegen konnten. Auch das kleinste Segment der Branche – die Matratzenindustrie – wies ein Umsatzplus in Höhe von 3,5 Prozent auf rund 363 Mio. € aus. Die Umsatzentwicklung beim größten Segment der Möbelindustrie – den sonstigen Möbeln (darunter Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel) sowie Möbelteilen – fiel mit minus 5,8 Prozent auf 2,8 Mrd. € dagegen negativer aus als im Branchendurchschnitt.

Leichtes Minus bei Büromöbeln

Wie bereits im Vorjahr weisen die konsumgüternahen Segmente der Möbelindustrie einen deutlich besseren Konjunkturverlauf auf als die Investitionsgütersegmente. Die Büromöbelindustrie registrierte mit einem Umsatz von rund 960 Mio. € erneut einen Rückgang um 0,3 Prozent. Die Hersteller von Laden- und sonstigen Objektmöbeln lagen um 4,4 Prozent über dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von rund 867 Mio. €.

Auftragseingang der Küchenmöbelindustrie deutlich über Vorjahr

Bei der aktuellen Auftragslage liegen Licht und Schatten dicht beieinander. Nach internen Erhebungen der Fachverbände stieg zwar der Auftragseingang in der deutschen Küchenmöbelindustrie in den ersten sechs Monaten 2021 um 13,3 Prozent. In der Polstermöbelindustrie wurde jedoch ein Rückgang um 6,6 Prozent und in der Wohnmöbelindustrie sogar ein deutlicher Rückgang um 9 Prozent registriert. Die im Vergleich zur amtlichen Statistik deutlich negativeren Ergebnisse sind vor allem auf das zeitliche Auseinanderfallen zwischen Auftragseingang und Umsatz und den guten Auftragsbestand zum Ende des Jahres 2020 zurückzuführen. Ein weiterer Grund ist die Einbeziehung der ausländischen Produktionsstätten deutscher Hersteller sowie der deutschen Vertriebsgesellschaften ausländischer Hersteller, die von der amtlichen Statistik nicht erfasst werden.

Anzahl der Betriebe und Beschäftigten leicht rückläufig

Hier noch ein Blick auf die Beschäftigtendaten der Branche: In den aktuell 458 Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten (-2,4% bis Juni) arbeiten 78.901 Beschäftigte und damit liegen wir um 5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Dieser Rückgang ist eher auf statistische Effekte als auf einen substanziellen Personalabbau in den Kernsegmenten zurückzuführen. Im Hinblick auf die in diesem Jahr stattfindende Tarifrunde ist ein maßvoller Tarifabschluss gefordert, um den Beschäftigungsaufbau nach der Überwindung der negativen Folgen der Pandemie nicht zu gefährden.

Höhere Exporte

Der Blick auf die Auslandsmärkte spiegelt die Erfolge im Kampf gegen die Pandemie jenseits der Grenze: Die deutschen Möbelexporte stiegen im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22,6 Prozent auf 4,17 Mrd. €. Der Exportwert ist in der Regel höher als der Auslandsumsatz der Industrie, denn im Gegensatz zum Auslandsumsatz schließt der Exportwert auch die an ausländischen Produktionsstandorten hergestellte Ware mit ein. In den meisten europäischen Ländern legte der Export vor dem Hintergrund der Überwindung der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise deutlich zu.

Ausfuhren nach Frankreich ziehen kräftig an

Besonders erfreulich ist die Steigerung der Ausfuhren nach Frankreich als mittlerweile wichtigsten Exportmarkt der deutschen Möbelindustrie mit einem kräftigen Plus von 46 Prozent. Die Schweiz als erste Zielregion für deutsche Möbel im vergangenen Jahr belegt aktuell Platz zwei im Ranking der wichtigsten Exportmärkte mit einem signifikanten Plus von knapp 16 Prozent, gefolgt von Österreich mit plus 25,5 Prozent und den Niederlanden mit plus 15,6 Prozent.

Der britische Markt erlebte nach der Unterzeichnung des Handelsabkommens mit der EU im ersten Halbjahr 2021 ein Comeback mit einem beachtlichen Plus von 25 Prozent. In fast allen anderen europäischen Exportmärkten wie Belgien, Italien, Spanien, Polen, Schweden und Dänemark wurden ebenfalls deutliche Anstiege verzeichnet. Auch wenn zu berücksichtigen ist, dass die Vorjahreswerte mit einem Minus des gesamten Exports von knapp 12 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 deutlich negativ ausgefallen waren, liegt das aktuelle Außenhandelsniveau zur Jahresmitte 2021 immerhin um rund 10 Prozent über 2019. 

Möbelmarkt China nimmt wieder Fahrt auf

Auch die außereuropäischen Exportmärkte entwickelten sich im bisherigen Jahresverlauf positiv. Besonders erfreulich war aus Branchensicht, dass der weltweit größte chinesische Möbelmarkt nach der Überwindung der Folgen der Corona-Krise wieder die Rolle des Konjunkturmotors in Asien übernahm – die deutschen Möbelexporte nach China kletterten im ersten Halbjahr 2021 um 13 Prozent. Während das Wachstum in Russland mit plus 7 Prozent ebenfalls ordentlich ausfiel, wurden die Exporte in die USA angesichts der für Europäer nach wie vor geschlossenen Grenzen etwas stärker in Mitleidenschaft gezogen. Die deutschen Möbelexporte über den Atlantik gingen um 0,1 Prozent zurück. Saudi-Arabien entwickelte sich vor dem Hintergrund der Pandemie zwar ausgesprochen positiv (+38,7%), allerdings bewegten sich die Ausfuhren in dieses aufstrebende Land noch auf einem relativ niedrigen Niveau.

Exportquote steigt auf 33 Prozent

Die Industrieexportquote – dies ist der Anteil der von den heimischen Möbelherstellern direkt ins Ausland gelieferten Ware am Gesamtumsatz der Branche – lag im ersten Halbjahr 2021 infolge des überdurchschnittlichen Anstiegs der Exporte bei 33 Prozent und damit deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Im ersten Halbjahr 2020 lag der entsprechende Wert noch bei 31,2 Prozent (Gesamtjahr 2020: 31,2%). Mit diesem signifikanten Anstieg setzt sich der durch die Pandemie lediglich kurz unterbrochene Trend der vergangenen zwei Jahrzehnte fort, denn zwischen den Jahren 2000 und 2019 konnte die Exportquote von 16,3 Prozent auf 32,7 Prozent mehr als verdoppelt werden. Angesichts der schnellen Erholung der Möbelnachfrage in den wichtigsten Exportmärkten geht der VDM davon aus, dass die Exportquote im Gesamtjahr 2021 einen neuen Rekordwert erreichen dürfte. Die Steuerung und die Unterstützung der Exportaktivitäten bleiben für die deutsche Möbelindustrie daher ganz oben auf der Tagesordnung.

Die internationalen Möbelmessen sind für das erfolgreiche Exportgeschäft heimischer Möbelhersteller von herausragender Bedeutung. Nach einer Pandemie bedingten Unterbrechung im Vorjahr sind die internationalen Messeaktivitäten im Verlauf des Jahres 2021 wieder angelaufen. Der Messeturnus in Asien, in Osteuropa und im Nahen und Mittleren Osten hat sich inzwischen weitgehend normalisiert, auch in Deutschland und in weiteren EU-Ländern finden wieder Messen statt.

VDM und Koelnmesse arbeiten intensiv an erfolgreicher Ausgabe der imm cologne 2022

Im Inland arbeitet der VDM zusammen mit der Koelnmesse intensiv an der nächsten erfolgreichen Ausgabe der imm cologne im Januar 2022. Im Ausland plant der VDM im Jahr 2022 Gemeinschaftsbeteiligungen an insgesamt acht Auslandsmessen in den USA, China, Russland, Vereinigten Arabischen Emiraten und Schweden. Diese Länder stehen seit Jahren im Fokus der Exportaktivitäten des VDM-Arbeitskreises Export und werden dies vor dem Hintergrund der Marktgröße und der starken Nachfrage nach hochwertigen Möbeln auch in den kommenden Jahren bleiben.

Kräftiger Anstieg bei den Möbelimporten

Nachdem die deutschen Möbelimporte im Gesamtjahr 2020 nur leicht gestiegen waren, legten sie von Januar bis Juni 2021 kräftig um 23 Prozent auf 4,9 Mrd. € zu. Die Dynamik in den einzelnen Ländern zeigte sich jedoch sehr uneinheitlich: Mit einem außerordentlich hohen Zuwachs von 45 Prozent auf knapp 1,5 Mrd. € stiegen die Einfuhren aus China überdurchschnittlich stark. Damit löste das Reich der Mitte Polen (+9%) als das bisher wichtigste Möbelherkunftsland ab. Fast jedes dritte nach Deutschland importierte Möbel (knapp 30%) stammt inzwischen aus China. Der Anteil Polens an den Gesamtimporten ging dagegen auf rund 27 Prozent zurück. Die Importe aus dem drittplatzierten Italien legten um 13 Prozent zu. Auch die Einfuhren aus Vietnam (+25%), Rumänien (+16%), der Türkei (+36%) und Frankreich (+28%) stiegen deutlich, während die Einfuhren aus Österreich (-3,3%) und Großbritannien (-3,0%) zurückgingen. Trotz der aktuellen Verschiebungen in Richtung China weist die Struktur der deutschen Möbelimporte weiterhin eine hohe Konzentration auf: Allein auf die beiden wichtigsten Lieferländer China und Polen entfallen aktuell rund 57 Prozent der gesamten deutschen Möbelimporte.

Künftige Lehrfabrik der Möbelindustrie soll Aus- und Fortbildung forcieren

Eine große Herausforderung für unsere Branche stellt auch die Gewinnung von Nachwuchs- sowie von Fachkräften dar. Gut 40 Prozent der befragten Unternehmen gaben in einer aktuellen Verbandsumfrage an, dass sie ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen können. Bei dem Ziel, unsere Branche für junge Menschen attraktiver zu machen und auch die Weiterbildung voranzutreiben, sind wir jetzt einen wichtigen Schritt vorangekommen: Anfang Juli wurde die Lehrfabrik der Möbelindustrie gegründet. Am Standort Löhne entsteht ein Ausbildungs- und Qualifizierungszentrum, das auf 2800 Quadratmetern Nutzfläche mit den modernsten Maschinen und Anlagen ausgestattet wird. Von 2022 an werden hier eine Vielzahl verschiedener Bildungsmodule für sechs Berufsbilder angeboten und jährlich rund 200 interessierte Nachwuchskräfte, Lehrlinge und Umschüler erwartet. Zudem arbeiten wir gemeinsam mit dem Möbelhandel an einer zukunftsorientierten Ausrichtung der Berufsbildung für die kaufmännischen Bereiche.

Forderung: Neue Abschreibungsregel sollte auch für Homeoffice-Möbel gelten

Seit Beginn der Pandemie arbeiten immer mehr Arbeitnehmer im Homeoffice. Auch nach dem Ende der Pandemie soll ein Teil der Homeoffice-Arbeitsplätze erhalten bleiben. Mit einer neuen Abschreibungsregel, die rückwirkend zum 1. Januar 2021 in Kraft getreten ist, fördert der Gesetzgeber die Ausstattung des heimischen Arbeitsplatzes mit Computer, Software und Peripheriegeräten. Die Ausgaben des Arbeitnehmers für digitale Wirtschaftsgüter dürfen demnach künftig unabhängig von der Höhe in der Steuererklärung innerhalb eines Jahres als Werbungskosten abgesetzt werden.

Der VDM begrüßt diese wichtige Maßnahme und fordert den Gesetzgeber auf, diese klare und einfache Regelung auch auf die Einrichtung des Homeoffice-Arbeitsplatzes zu übertragen. Bislang müssen die Ausgaben für im Homeoffice genutzte Möbel wie Schreibtisch, Rollcontainer und Bürodrehstuhl, deren Wert über der Grenze für geringwertige Güter liegt, bei der Steuererklärung über 13 Jahre verteilt werden. Diese Praxis stellt für viele Arbeitnehmer eine erhebliche finanzielle Hürde bei der Anschaffung von hochwertigen und ergonomischen Büromöbeln dar. Die Umsetzung dieser Maßnahme würde sowohl Berufstätige entlasten als auch der langfristigen Entwicklung des Arbeitsmarktes Rechnung tragen.

Im Herbst spürbare Belebung im Inland erwartet

Nachdem das Auslandsgeschäft in den vergangenen Monaten schon erfreulich verlaufen ist, gehen wir für den Herbst auch im Inland von einer spürbaren Belebung aus. Nach der Urlaubssaison wird das Thema Wohnen unserer Überzeugung nach wieder verstärkt in den Fokus rücken. Die Ausgabebereitschaft für Möbel steigt: Wie eine von uns in Auftrag gegebene Studie der Unternehmensberatung Titze ergeben hat, erhöhten sich die durchschnittlichen Möbel-Ausgaben je Haushalt im vergangenen Jahr auf 760 Euro (Vorjahr: 725 Euro).

Onlinehandel wird auf 20 Prozent geschätzt

Positive Impulse kommen zudem vom Möbel-Onlinehandel, der in der Corona-Krise einen Schub erfahren hat und dessen Anteil wir mittlerweile auf mindestens 20 Prozent schätzen. In unserer jüngsten Umfrage berichten 40 Prozent der befragten Möbelhersteller, dass sich ihr Onlineanteil im Vergleich zum Sommer 2019 erhöht hat.

Neues Herkunftslabel „Möbel Made in Germany“ verspricht viel Potenzial

Viel Potenzial für die deutsche Möbelindustrie sehen wir auch in unserem neuem Herkunftslabel „Möbel Made in Germany“, das für Qualitätsmöbel aus deutscher Produktion steht. Das Interesse ist groß: Knapp 60 Hersteller haben sich mittlerweile mit ihren Möbelprogrammen für das RAL-Herkunftsgewährzeichen zertifiziert. Mit dem Label wollen wir den Möbelkunden im In- und Ausland eine verlässliche Orientierungshilfe bei ihrer Kaufentscheidung geben.

Hohe Sparquote und Anstieg bei Baugenehmigungen

Die nach wie vor hohe Sparquote spricht ebenfalls für steigende Investitionen in die eigenen vier Wände als sicherem Rückzugsort. Allein im vergangenen Jahr haben die privaten Haushalte einer Studie zufolge 100 Milliarden Euro zusätzlich gespart, etwa weil Urlaube und andere Unternehmungen coronabedingt ausfielen. Optimistisch stimmt uns zudem der Anstieg bei den Baugenehmigungen: Im Zeitraum Januar bis Juni 2021 wurden insgesamt 7,7 % mehr Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Dieses Plus betrifft im Neubau fast alle Gebäudearten (Einfamilienhäuser: +10,7 %, Zweifamilienhäuser: +37,5 %, Mehrfamilienhäuser: +1,9 %, Wohnheime: -9,2 %). Laut Ifo-Konjunkturindex sind zudem die Erwartungen unserer Industrie in Bezug auf die Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten weiterhin positiv.

Prognose für 2021: Umsatz stabil auf Vorjahresniveau

Doch bei allen positiven Signalen gibt es in unserer Branche auch Sorgenfalten, die vor allem von der schwierigen Beschaffung herrühren. So sind die konkreten Auswirkungen der Materialknappheiten auf die Geschäftsentwicklung nur schwer einzuschätzen. Bei unserer Prognose für das Gesamtjahr müssen wir zudem berücksichtigen, dass der Geschäftsverlauf im zweiten Halbjahr 2020 – dem Vergleichszeitraum – unter anderem aufgrund der starken Nachholeffekte nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 und wegen des Mehrwertsteuereffekts ausgesprochen positiv war. Vor diesem Hintergrund gehen wir für die deutsche Möbelindustrie für das Gesamtjahr 2021 von einem Umsatz auf Vorjahresniveau (Umsatz 2020: 17,23 Mrd. €) aus. Im Vergleich zum Umsatzniveau des Jahres 2019 würde dies einem Rückgang von rund 4 Prozent entsprechen.