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Tief beeindruckt von Industrie-4.0-Hybridzentrum

Vorstandssitzung von VHK Westfalen-Lippe und Serienmöbelverband im Bang-Trainingszentrum Verl

Herford den

Am 4. Juli kamen die Vorstände des VHK Westfalen-Lippe und des Fachverbands Serienmöbelbetriebe des Handwerks, beide Sitz Herford, zu einer gemeinsamen Sitzung in der Verler Lernfabrik des „Bang“ Ausbildungsnetzwerks zusammen. Besondere Aufmerksamkeit genoss Markus Kamann, Geschäftsführer der gpdm Gesellschaft für Projektierung- und Dienstleistungsmanagement GmbH, Verl, und zugleich Gastgeber der Sitzung mit einer Vorstellung dieses Netzwerks und des neuen Hybridzentrums.

Nach der Begrüßung der Teilnehmer des Meetings durch den Vorstandsvorsitzenden Wilfried Niemann informierte Kamann in einem beeindruckenden Vortrag zum Trainingszentrum Bang – dem „Beruflichen Ausbildungs-Netzwerk im Gewerbebereich“. Solcherart Bang-Zentren gibt es in Ostwestfalen aktuell sechsmal, zwei davon im Kreis Gütersloh.

Bang-Zentrum Verl: Hotspot für Industrie 4.0

Das im Verler Ortsteil Papendiek gelegene Bang-Zentrum ist das jüngste von diesen und nahm 2013 seinen Lehrbetrieb auf. Die Besonderheit in Verl ist ein Technologieensemble für Industrie 4.0 mit dem Titel „Mint Pro – industrielle Informatik für KMU“, welches kurz vor dem Aufbauende steht. Insgesamt 1,3 Mio. Euro wurden in diesen zukunftsorientierten Trainingsbereich investiert.

Durch das Industrie-4.0-Hybridzentrum für industrielle Informatik erhalten kleine und mittelständische Betriebe – bevorzugt der metallverarbeitenden Branche – im Kreis Gütersloh die Möglichkeit, ihre Fachkräfte und Auszubildenden auf Industrie-4.0-Niveau zu qualifizieren. Das Bildungslevel der Beschäftigten wird insgesamt erhöht, dadurch sollen Wirtschaftlichkeit, Produktivität und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen gesichert werden. Konzeptionell und administrativ verantwortlich zeichnet für das Vorhaben die gpdm mbH im Rahmen des Projekts MINT Pro.

Mitarbeitern den Anschluss an die Digitalisierung ermöglichen

Anlass für den Aufbau dieses Hotspots zur Qualifikation für Industrie 4.0 war einerseits der zunehmende Fachkräftemangel, andererseits die immer bedeutendere Schwachstelle mangelhafter technologischer Anschluss-Qualifizierung der Mitarbeiter. In der Lehrfabrik werden für die verschiedenen Niveaustufen der Teilnehmer (Auszubildende, Fachkräfte, Ausbildende) deshalb 60 in sich geschlossene, untereinander jedoch kombinierbare Module angeboten.

Die Lernumgebung in der Lehrfabrik ist so aufgebaut, dass sie dem realen Industrieprozess nachempfunden ist. Die Teilnehmer arbeiten an realen Werkaufträgen und lernen so die Zusammenhänge von Produktion und Vernetzung ideal kennen. Die Lerngruppen umfassen von einer(!) bis zu sieben Personen, die Möglichkeit fachlichen Scheiterns ist in der Ausbildung bewusst verankert.

Derzeit Konzentration auf Metall und Elektro

In der Lehrfabrik werden spannende Dinge von den zu Qualifizierenden in Angriff genommen: Die Spannweite reicht von der Konstruktion bis zum Bau flugfähiger Drohnen bis zum Segway. Natürlich wäre auch die komplette Entwicklung eines Küchenschranks denkbar – bis zur Programmierung des 3D-Druckers für eigenentwickelte Griffe beispielsweise. Wenn entsprechender Bedarf seitens der Möbelindustrie angemeldet werde, so Kamann.

Die Vorstandsmitglieder aus den Möbelunternehmen schienen auf diesen Hinweis nur gewartet zu haben, denn schnell entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Das Interesse der Vorstände war offensiv und sofort wurden diverse Möglichkeiten durchleuchtet, Vergleichbares auch räumlich entfernteren Firmen der Branche zugänglich zu machen oder künftig direkt vor Ort aufzubauen.

Großes Interesse der Möbelindustrie – Zusammenarbeit vereinbart

Kamann spann diesen Faden weiter mit Blick auf den dringend benötigten und geplanten Ausbildungsgang zum Maschinen- und Anlagenführer Holztechnik. Eigens dafür präsentierte er den Tagungsteilnehmern erste, sehr konkrete Vorstellungen, die von der Themenwahl in den Modulen bis zur jeweiligen Stundenzahl reichten.

Tief beeindruckt zeigten sich nach diesen Ausführungen die Verbandsvorstände, denn dieser Gastvortrag hatte ein die Unternehmen der Möbelindustrie stark bewegendes Thema getroffen. Die Verantwortlichen der Herforder Möbelverbände besprachen umgehend den Ausbau der Zusammenarbeit mit Bang und werden Lehrfabrik bzw. das 4.0-Hybridzentrum in ihrem Arbeitskreis Ausbildung verankern.

ZOW 2018: Workshop für Innovationen und Kommunikation

Der zweite Gastvortrag auf der Vorstandssitzung wurde von Matthias Pollmann, Director Koelnmesse GmbH, zur anstehenden ZOW 2018 bestritten. Die Zuliefermesse für Möbelindustrie und Innenausbau, die zuletzt zwar einige Tiefschläge hinnehmen musste, für die Kernregion der deutschen Möbelindustrie jedoch eine außerordentliche Bedeutung hat, wird vom 6. bis 8. Februar 2018 in Bad Salzuflen veranstaltet.

Die ZOW wird unter dem Motto „Große Ideen auf kleinem Raum“ stehen und soll den Werkstattcharakter aus den Ursprungsjahren wieder aufgreifen. Der Veranstalter hält an der Flächenbegrenzung für Aussteller sowie am Frühjahrstermin der Messe fest und setzt auf einen Zwei-Jahres-Rhythmus.

Überragende Bedeutung für Region und Branche

Messebegleitende Schwerpunkte werden die Themen Leichtbau – mit einer „Langen Nacht des Leichtbaus“ am 7. Februar, Tiny Spaces mit Blick auf demografische und gesellschaftliche Umwälzungen, Digitalisierung und Beschlag, Logistik und RFID, Bafa für Erstaussteller, Nachwuchsgewinnung sowie Fachveranstaltungen bzw. -vorträge sein. Speziell zu letzterem versicherten die Möbelverbände Herford ihre volle Unterstützung und bereiten derzeit verschiedene Aktivitäten vor.

Im Meinungsaustausch mit den Vorständen kristallisierten sich deutlich die Sympathie, aber auch die Sorgen hinsichtlich der ZOW heraus. VHK und Serienmöbelverband wollen diesen Fachevent erhalten und unterstrichen mehrfach dessen Bedeutung für die ortsansässigen Möbelunternehmen aus Küche, Wohnen und Polster gegenüber Pollmann. Wichtig in diesem Kontext der Hinweis des Vorsitzenden Niemann, dass durch eine deutliche Abgrenzung zur alternierenden Interzum die Erfolgschancen der ZOW stiegen.

Rechenschaftsbericht mit Schwerpunkt zu Rechtsfragen

Im fachbezogenen Teil der Vorstandssitzung berichtete Hauptgeschäftsführer Dr. Lucas Heumann in seinem Geschäftsbericht über die Branchenentwicklung, wobei die Veränderungen der Warenströme im Import besondere Beachtung verdienen: Gehörte Polen im Jahr 2000 noch nicht einmal zu den zehn Spitzenausfuhrländern, so exportierte das Land 2016 Möbel für über 3,1 Mrd. Euro nach Deutschland – ein Volumen, das etwa dem 1,5-fachen der Exporte im Jahr 2000 aller Top-Ten-Länder zusammen in die BRD entspricht!

Weitere Punkte im Referat von Dr. Heumann waren die Polstermöbelstatistik und die Fehlerfassungen bei Destatis, das LKW-Kartell, Rechtsfragen mit dem geplanten Compliance-System der Branche, der Insolvenzordnung, den AGB und dem AÜG sowie eine Rückschau auf die letzte IMM cologne im Januar.

Sachstand neuer Ausbildungsgang – neues Statistiktool eingeführt

Corinna Kronsbein, persönliche Referentin des Hauptgeschäftsführers, nahm anschließend Stellung zum Verfahrensstand beim Aufbau des neuen Lehrberufs „Maschinen- und Anlagenführer mit Schwerpunkt Holztechnik“. Die verantwortliche Arbeitsgruppe hat alle Eckdaten definiert und einen Qualifikationskatalog festgelegt – jedoch keinen Konsens mit dem DGB erzielen können, welcher grundsätzlich alle zweijährigen Ausbildungsberufe ablehnt. Trotzdem sei der Ausbildungsgang beim Bundeswirtschaftsministerium am 20. April 2017 beantragt worden und die Arbeitgeberseite orientiere weiter auf ein Inkrafttreten zum 1.8.2018.

Christian Langwald, u.a. Statistikverantwortlicher in der Verbandsgeschäftsstelle, informierte danach die Sitzungsteilnehmer über das neue Statistiksystem ep-Stat, das das bisherige e-Statistik-Programm abgelöst hat. Neben einer dynamischen Menüführung (responsive design), modernisierten Auswertungen als Tabellen bzw. Diagramme und einem Maskengenerator für Ad-hoc-Umfragen wurde insbesondere auf die nochmalige Erhöhung der Sicherheit des Systems und der Anonymität der Daten Wert gelegt. Die Sitzung ging zu Ende mit der Rechnungslegung für VHK und Serienmöbelverband sowie weiteren Interna.